Training als Anpassungsvorgang

Das Ziel des Krafttrainings ist die Entwicklung der Kraft. Dafür wird der größte Teil der Trainingszeit aufgewendet. Im Powerlifting ist dies hauptsächlich die Entwicklung der Maximalkraft, im Gewichtheben die Entwicklung der Schnellkraft.

Um die Kraft zu entwickeln muss der Sportler oder ihn trainierender Trainer "über [...]  Wissen über die Kraft als motorische Eigenschaft und die grundlegenden Gesetzmäßigkeiten der Methodik ihrer Entwicklung verfügen" [1].

Arkadi Worobjow  definiert  Training als einen pädagogischen "Prozess, in dessen Verlauf motorische Fertigkeiten und bestimmte körperliche Fähigkeiten und Funktionen des Organismus zielgerichtet entwickelt werden" [1].

Das Ziel des Trainings ist das Aufbringen eines adäquaten Trainingsreizes, auf welchen der Organismus des Sportlers mit Anpassung reagieren wird. Das Training hat dabei neben Veränderung der Qualität und Quantität der Muskelmasse auch auf den Stoffwechsel, Energieaustausch und andere Funktionen des Organismus einen direkten Einfluss. Dabei werden die Ressourcen des Organismus verbraucht. Jeder menschliche Organismus hat eine sog. Adaptationsreserve, im Rahmen welcher der Organismus auf die Trainingsbelastung mit Anpassung seiner Funktionen reagiert d.h. der Organismus adaptiert sich an eine Trainingsbelastung bestimmter qualitativer und quantitativer Eigenschaft. Überschreitet die Trainingsbelastung die Adaptationsreserve des Organismus, so kann er in einen "Zustand versetzt werden in dem die Stärke der katabolischen Prozesse [...] wesentlich größer [...] als die Stärke der anabolischen" [1] Prozesse ist. Auf Dauer führt das zum Übertraining und damit zur Verringerung der sportlichen Form des Athleten. Aus diesem Grund ist es ein primäres Ziel des Trainierenden bzw. seines Trainers eine individuelle optimale Trainingsbelastung zu bestimmen und sie mit der Zeit so zu verändern, dass die sportliche Leistung des Athleten steigt. Von der Wahl der richtigen Trainingsbelastung hängt die Wachstumsdynamik der sportlichen Leistungsfähigkeit ab.

Mit dem Wachstum der sportlichen Leistung des Athleten steigt auch die Adaptationsreserve seines Organismus, so dass er größere Trainingsbelastungen (d.h. größere Reize) zur weiteren Erhöhung seiner sportlichen Leistungsfähigkeit benötigt. Es stellt sich die Frage, wie die Trainingsbelastung gewählt werden soll, um die Adaptationsreserve nicht zu überschreiten und gleichzeitig eine optimale Wachstumsdynamik der sportlichen Ergebnisse zu ermöglichen? A. Worobjow schreibt in seinem Buch "Gewichtheben" folgendes:

"Die Phasenweise Veränderung der Lebendsysteme ist eine biologische Gesetzmäßigkeit. Ihr ordnet sich jede Zelle, jedes Organ und der Organismus im Ganzen unter. Die Periode der intensiven Tätigkeit muß unbedingt mit Verringerung der Funktionen und relativer Ruhe im Wechsel stehen. [...] Die Reproduktion energetischer Ressourcen [...] ist lediglich durch Verringerung der Aktivität des Organismus  möglich. Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, daß die Prozesse des Katabolismus bis zu einem bestimmten Grade die anabolischen Prozesse stimulieren. Um den Trainingsablauf richtig zu gestalten, sollte man den phasenmäßigen Aufbau der funktionalen Verschiebungen und die Besonderheiten der Reproduktionsprozesse im Organismus in Betracht ziehen" [1].

Demnach führt eine Trainingsbelastung zunächst zur Störung des biologischen Gleichgewichtes (Homöostase), d.h. das Leistungsniveau nimmt zunächst ab. Folgt der Trainingsbelastung eine Erholungsphase, findet die Regeneration und die Steigerung der Leistungsfähigkeit auf ein neues Lestungsniveau statt (Superkompensation). Der nächste Trainingsreiz soll in der Phase der Superkompensation erfolgen, um die Leistungsfähigkeit des Sportlers weiter zu erhöhen (vgl. [2]).

Abbildung 1: Superkompensation im Leistungsniveau-Zeit-Diagramm [3]

Je nachdem wie stark der Trainingsreiz war, braucht der Organismus eine gewisse Zeit bis sich das Leistungsniveau wiederherstellt bzw. bis die Superkompensation eintritt.

Erfolgt der nächste Trainingsreiz zu früh, so wird das Leistungsniveau weiterhin sinken. Auf Dauer, d.h. wenn alle nachfolgenden Trainingsreize nicht in der Phase der Superkompensation erfolgen, nimmt die Leistungsfähigkeit ab, bis es schließlich zum Übertraining kommt.



Abbildung 2: Abnahme der Leistungsfähigkeit [4]

Um die sportliche Leistungsfähigkeit zu steigern soll der nächste Trainingsreiz in der Phase der Superkompensation erfolgen.



Abbildung 3: Zunahme der Leistungsfähigkeit [5]

Geschieht dies nicht, so wird das Ausgansleistungsniveau nach einer gewissen Zeit wiederhergestellt und der erreichte Trainingseffekt geht verloren.

Die Aufgabe des Trainierenden bzw. des Trainers ist also die optimale Trainingsbelastung sowie die Trainingsfrequenz zu bestimmen.


 
 

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Literaturverzeichnis:

[1] А. Воробьев: "Тяжелая атлетика", Издальство "Физкультура и Спорт", 1981
(dt.: A. Worobjew: "Gewichtheben", Sportverlag Berlin, 1984)

[2] http://www.sportunterricht.de/lksport/prierbe2.html

[3] http://www.sportunterricht.de/lksport/super14.gif

[4] http://www.lauftipps.ch/fileadmin/_migrated/pics/superkompensation_down.gif

[5] http://www.lauftipps.ch/fileadmin/_migrated/pics/superkompensation_1.gif


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